WalterBauerPowerPainting 

Bodenständig, zugleich vielfältig und bunt sind die munteren Männlein und Weiblein – eben wie ihre lebendigen Vorbilder. Dass die Dürerstadt neben kleinen Bratwürsten und leckeren Lebkuchen noch ein weiteres Alleinstellungsmerkmal im Angebot hat, fiel unlängst Walter Bauer auf. Der Maler der Kühe, Plüschtiere oder Mitbringsel weiß, dass dem vermeintlich Einfachen ein ganz besonderer Zauber innewohnen kann. Und so erkor er in seiner jüngsten Gemäldeserie das „Zwetschgenmännla“ zum bildwürdigen Motiv.
Mit dem ihm eigenen trockenen Humor und einer entwaffnenden Portion Herzlichkeit feiert der Künstler dies in der öffentlichen Wahrnehmung viel zu wenig beachtete Kulturgut seiner Heimatstadt. Lange vor Barbie und Ken lieferten die populären Trockenfrüchtefiguren ein puppenhaftes Abbild ihrer Gesellschaft. Weniger zum Spielen als vielmehr zum Aufstellen und Anschauen sind die kleinen Franken gedacht, von daher als Zeitdokumente aufzufassen.
Zugegeben: sie mögen mit den Jahren etwas schrumpelig werden, doch das macht sie nur noch härter. Es sind eben echte Nürnberger, denen Walter Bauer in seinem Kalender zur Unsterblichkeit verhilft. Wieder einmal gelingt es dem Popartisten, mit kleinen Dingen große Erinnerungen und Emotionen zu wecken. Klar, diese vorweihnachtlichen Zimmerdenkmäler stellen Alltagsmenschen wie dich und mich dar. Indem der Maler sie in seinen expressiven Realismus überführt, vollzieht er einen Medienwechsel. Er hält unser Kopfkino in Gang.
 
Harald Tesan